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KindEssenz - Worauf es in der frühen Kindheit wirklich ankommt | Ein Angebot der Kinderarztpraxis Dres. med. Anna & Mathias Pirker | Interlaken

Beikost

Sind Sie frischgebackene Eltern und neugierig, wie die Ernährung Ihres Kindes im zweiten Lebenshalbjahr aussehen soll. Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen.

Vielleicht sind Sie verunsichert durch die vielen verschiedenen Empfehlungen, Broschüren, Bücher, die sich in Sachen gesunde Ernährung nur so übertreffen oder allesamt andere Behauptungen aufstellen. In diesem Artikel möchten wir Ihnen zeigen, was die Weltgesundheitsorganisation WHO und wir KinderärztInnen empfehlen und Ihnen zum Schluss ein paar Tipps mitgeben.

Die WHO empfiehlt für Europa ebenso wie die schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie und die schweizerische Gesellschaft für Ernährung ein Kind sechs Monate, mindestens vier Monate lang voll zu stillen. In Bevölkerungsgruppen, in denen die hygienischen Bedingungen schlecht sind und somit viele Infektionen vorkommen, soll wenn möglich das Stillen bis ins 2. Lebensjahr oder länger fortgeführt werden.

Beikost soll ab dem Alter von sechs Monaten eingeführt und Stillen möglichst weitergeführt werden. Es gibt aber durchaus auch Kinder, welche bereits ab dem 5. Lebensmonat Beikost benötigen oder möchten. Aus kinderärztlicher Sicht spricht nichts dagegen, die Beikost bereits ab diesem Alter einzuführen. Daneben soll weiterhin gestillt werden. Jedes Kind hat aber seinen eigenen Rhythmus, wann es an Beikost Interesse zeigt. Es gibt durchaus wenige Kinder, welche im Alter von sechs Monaten noch nicht an fester Nahrung interessiert sind. Ein wiederholtes, ungezwungenes Anbieten der Beikost führt auch diese Kinder irgendwann auf den Geschmack, feste Nahrung zu sich zu nehmen.

Wie die erste feste Nahrung aussehen soll, unterscheidet sich von Kultur zu Kultur und vom saisonalen Angebot. Es gibt nicht DAS Nahrungsmittel, welches für den ersten Brei geeignet ist und es muss auch nicht, wie in vielen Ratgebern empfohlen, mit dem Mittagsbrei begonnen werden. Wählen Sie einen Zeitpunkt, in welchem dem Kind Zeit und Raum gegeben werden kann, mit den ersten Bissen, den neuen Geschmäckern und Konsistenzen vertraut zu werden. Dies wird durchaus spielerisch stattfinden. Das Essen wird sofort wieder aus dem Mund transportiert, ausgespuckt, geworfen, zerdrückt, Teller werden über den Kopf gekippt, Brei in die Haare geschmiert etc. Dieses Verhalten ist durchaus normal und gehört zur normalen Entwicklung von jedem Kind dazu. Sie als Eltern werden gefordert, sich bei der der Einführung von fester Nahrung in viel Geduld zu üben.

Beikost heisst aber nicht »Brei«, denn es gibt durchaus Kinder, die den Brei ablehnen und lieber selber essen wollen. Hier eignet sich das Anbieten von Fingerfood (z. B. gekochte Gemüse-/Früchtesticks, Rührei, Gemüseomelette, Hackfleisch, Getreidepuffer, weichgekochte Teigwaren etc).

Das kleine Brei-Einmaleins

Für die ersten Bissen sollte man sich auf Gemüse beschränken. Wählen Sie zum Beispiel Karotte, wenn ihr Kind eher flüssigeren/weicheren Stuhlgang hat oder aber Süsskartoffel, Zucchetti oder Kürbis, wenn Ihr Kind zu Verstopfung neigt. Natürlich sind auch andere Gemüsesorten oder Früchte als erstes Nahrungsmittel geeignet.

Eiswürfelförmchen eignen sich hervorragend zum Einfrieren von Miniportionen für die ersten Breiversuche. Wir empfehlen frühestens alle drei bis vier Tage ein neues Nahrungsmittel einzuführen. In jeden Brei sollten Sie ein Teelöffelchen hochwertiges Öl (Raps-, Walnuss-, Lein-, Soja- oder Olivenöl) geben, damit ihr Kind wertvolle Fettsäuren erhält und die fettlöslichen Vitamine gut aufgenommen werden können. Für einen Gemüse-Kartoffel/Getreide Brei eignet sich ein Verhältnis von 2/3 Gemüse zu 1/3 Kartoffel oder Getreide. Lassen Sie ihrer Kreativität freien Lauf, es muss nicht immer die Kartoffel sein, welche das Gemüse ergänzt. Sie dürfen auch Teigwaren, Couscous, Mais oder ein anderes Getreide geben.

Etwa im Alter von 7 Monaten erhalten die meisten Kinder zum ersten Mal Fleisch. Fleisch ist wichtig für die Aufnahme von Vitamin B12 und Eisen. Beide unterstützen die Blutbildung und Vitamin B12 ist unerlässlich für eine normale Hirnentwicklung. Wir empfehlen dem Kind etwa drei Mal pro Woche je 20-40g Fleisch anzubieten. Auch hier eignet es sich, einen kleinen Vorrat an Fleisch-„Eiswürfelchen“ anzulegen. Vitamin C (Obstsaft oder Früchtepüree) im Brei verbessert die Eisenaufnahme. Vollmilchnaturjoghurt und Vollmilch kann ab dem 7.-9. Monat in kleinen Mengen dem Brei hinzugefügt werden.

Welche Nahrungsmittel sind im ersten Lebensjahr nicht empfohlen:

  • Rohe tierische Produkte
  • Kuhmilch und Milchprodukte in grossen Mengen (ab 6 Monate in kleinen Mengen Milch und Naturjoghurt im Brei erlaubt)
  • Salz und salzige Produkte
  • Honig, Ahornsirup und Zucker
  • Runde pralle Nahrungsmittel (wie z. B. ganze Nüsse, ganze Trauben/Oliven etc.)

Quellen:
- Feeding and Nutrition of infants and youg children. Guidelines for the WHO European Region, with emphasis of the former Soviet countries. 2003
- SWIFS – Swiss Infant Feeding Study, Eine nationale Studie zur Säuglingsernährung und Gesundheit im ersten Lebensjahr. Dr. Karin Gross, Anna Späth, Dr. Julia Dratva, Prof. Elisabeth Zemp Stutz
- www.kinderandentisch.ch, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV

KindEssenz | Ein Angebot der Kinderarztpraxis Dres. med. Anna & Mathias Pirker | Interlaken | Illustration: Rebecca Hellmann